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Über mich.

Henryk Oswald

Skulpteur

 

 

Ich vermute , dass sich die Begeisterung für Holz
in meinen Kinderjahren entwickelte..
Ich wuchs im Binnenhafengebiet der westfälischen Stadt Hamm auf.
Samstagnachmittags, wenn die letzten Arbeiter das Areal verließen,
bot sich meiner Schwester, ein paar Nachbarjungen und mir
der größte Abenteuerspielplatz, den sich Kinder nur wünschen können.  
Wir konnten zum Schrottplatz gehen,
um in den alten Autos verstecken zu spielen
oder einen Sommerabend im »Sand«  zubringen,,
einem kolossalen Betonbunker,
von dessen Kiesbergen wir in die Tiefe »flogen«
Die meiste Zeit jedoch verbrachten wir auf den Holzlagerplätzen.
Einige im Freien, mit Wellblech vor Regen geschützt
andere befanden sich in gigantischen Lagerhallen.
Überall dort besaßen wir »Buden«.
Kleine Verstecke mit Planen oder Decken getarnt,
Hohlräume im Holzhub, von Außen nicht sichtbar.
Nur wir Kinder wussten von diesen geheimen Orten.
In diesen »Höhlen« lag immer der Geruch
des frisch geschnittenen Holzes in der Luft,
das abhängig vom Trocknungsgrad, nach den verschiedensten
Essenzen duftete.

Als ich Jahrzehnte später in einem großflächigen Holzlager
eines Importeurs in Holland
in meiner Eigenschaft als Zimmermann stand,
um eine Holzauswahl für das Schiff zu treffen,
und ich einige Minuten ungestört
durch die langen Wege schlenderte,
überwältigte mich ein Dejavu beim Einatmen der ätherischen Aromen
dieser frisch geschnittenen »Weltauswahl« an Bäumen.
Ich durchquerte die Wälder  Asiens,
spazierte von  Borneo, Sumatra und Malaysia,
bis hin zum schwarzen Kontinent
und seinem Herzen, dem Kongo,
der Vielfalt Tansanias und Kenias,
um so die schwere dunkle Luft Südamerikas,
der gewaltigen Caibras  Brasiliens, Honduras und Mexikos, aufzusaugen,
so das ich Benommen war von dieser Reizüberflutung.
Mit Erstaunen stellte ich fest  
dass mir diese Aromen bekannt erschienen,
ohne diese Kontinente jemals bereist zu haben.
Diese Hölzer mussten es sein,
zu hohen Bergen aus Stämmen aufgeschichtet,
die uns im Hafengebiet der 70er Jahre als Abenteuerspielplatz dienten,
bevor sie ins Sägewerk kamen.
Ich erinnerte mich daran,
das ich als Junge auf dem Bauch liegend,
über dem Bunkerrand in die imposante Dampfanlage
blickte und den Giganten beim Schwitzen zu sah.
Dieser Begebenheit verdanke ich es,,
dass ich Ihre Gerüche kannte und wusste, wie Sie« atmen«
Jene Kindheitserinnerungen
erklärten mein Dejavu,
was mich dazu brachte,
das Thema Holz zu vertiefen..
.


Strandläufer

Bei langen Spaziergängen am winterlichen Meer von Noord-Holland
schärfte sich meine Wahrnehmung für die archaische Schönheit
vom Holz, das einmal trieb.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf den folgenden Exkursionen, die mich zu den Küsten und Inseln Europas,
Nordafrikas und Südamerikas brachten,
entwickelte ich mich zum Strandläufer.
In den abgelegenen Buchten und Stränden,
an unzugänglichen Steilküsten und vorgelagerten Felsplateaus,
konnte man mich,
diesen merkwürdigen Vogel,
eine Mischung aus Huck Finn
und dem erwachsenen Michel aus Lönneberga mit Glück beobachten,
wie er in Strandräuber Manier nach Dingen Ausschau hielt.
Auf dem Rückweg einer Exkursion kommt es manchmal
zu Begegnungen mit Wanderern und Touristen.  
Stets muss ich aufs Neue in mich hinein schmunzeln,
hinsichtlich der Mischung aus Erstaunen, Neugier und Misstrauen
das mir entgegen gebracht wird,
wenn ich erschöpft und überglücklich mit einer herrlichen
Frischluftvergiftung, sonnenverbrannt und meeräugig
ihren Weg kreuze,
ein Bündel von bizarren Wurzeln und Astgabeln geschultert,
von einem alten Tampen zusammengehalten.
Die Suche nach Holz, das lange trieb,
ist einer der Höhepunkte des Prozesses.
Oft finde ich die Komponenten einer Skulptur
an nur einem Strandabschnitt,
bei der sich mir augenblicklich das zukünftige Objekt offenbart.
Fundstücke kombiniere ich nur in Ausnahmefällen,
wenn Teile herrlich zueinanderpassen,
und die Holzsorte es zulässt.

 



 

 

 

 

 

Ursprünge

Der wahre Künstler ist die Natur.
Licht und Schatten,
Regen und Wind verändern den Wuchs und
sorgen für Besonderheiten in der Entwicklung eines Baums.
Löst ein Unwetter den Abbruch eines Asts aus
der in einen Bach oder Fluss fällt,
setzt sich der Kreislauf der Natur erneut in Gang.
Das Holz ist jetzt dem Element Wasser ausgesetzt,
indem es Monate, mitunter Jahre verbringt.
In diesem Stadium verliert es viel von seiner ursprünglichen Form.
Es bleibt nur noch die fein geschliffene Grundstruktur
einer Wurzel oder Verzweigung übrig,
die sich zu einem völlig andersartigen Objekt entwickelt.
Diese Essenz, im Idealfall gemischt mit strukturellen Eigenheiten,
ist die Basis aus der sich eine ausdrucksvolle Skulptur schaffen lässt.

Meine Aufgabe ist es, den Trieb im Holz zu erkennen,
zu spüren, seiner Darstellung gerecht zu werden,
um ihn zu entfalten..
Einzeln oder in Verbindung mit anderen Fundstücken
muss ich eine Komposition finden,
in der sich die Deutungsspielräume ergänzen,
und die Sicht für das Ganze erhalten bleibt
ohne eine eindimensionale Richtung vorzugeben.
Die Fantasie des Betrachters soll sich vom Spiel mit dem Holz beflügeln lassen,

so das manche Details erst auf den zweiten oder dritten Blick zu erkennen sind.
Die Skulptur kann so Ihre Geheimnisse langsam freigeben und kreiert im Idealfall

surreale Momente, die dem Objekt eine gewisse Mystik verleihen.
Gelingt es dem Künstler durch sein Werk
der archaischen Schönheit, dem Totholz Leben einzuhauchen,
bietet er der Natur eine Bühne.
Dort fordert der Baumeister Achtung, mehr noch Respekt zurück,
da nur er in der Lage ist eine einzigartige Vielfalt an Formen und Gebilden zu schaffen,
die weit über die Produktion von Möbeln, Papier oder Brennholz hinausgeht.



 

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